1946 richtete die sowjetische Geheimpolizei auf einem alten Fabrikgelände in Berlin-Hohenschönhausen ein Untersuchungshaftgefängnis ein. Als dieses 1951 der DDR übergeben wurde, führte es der Arbeiter- und Bauernstaat als zentrale Untersuchungshaftanstalt des MfS weiter. Bis zu dieser Zeit erfolgte die Behandlung erkrankter Häftlinge in einem Kellerverlies. Dieses war separiert vom “U-Boot”, dem damaligen Kellergefängnis. Erst Mitte der 1950er entschied man sich für den Ausbau der Krankenstation und stockte das Gebäude zu diesem Zwecke um eine Etage auf. Der so entstandene Zellenflur hatte eher die Wirkung eines Krankengefängnisses, als den eines Haftkrankenhauses. Weitere Modernisierungen und Erweiterungen erfolgten stetig bis in die achtziger Jahre hinein.
Der Begriff Krankenhaus verklärt die Bedeutung der Einrichtung stark. Was genau sich hinter den Mauern dieser Krankenstation zugetragen hat, liegt auch noch heute vielfach im Verborgenen. Sicher ist, dass hier in der Zeit von 1960 bis 1989 ca. 3000 kranke oder verletzte Häftlinge „versorgt“ wurden. Das betraf Opfer der innerdeutschen Grenze mit Schusswunden und Knochenbrüchen genauso wie psychisch erkrankte Stasi-Häftlinge nach Suizidversuchen.
Verhöre fanden sogar noch am Krankenbett statt. Die Patienten besaßen im Vergleich zu gesunden Häftlingen nur ein Recht mehr: Sie benötigten keine offizielle Liege-Erlaubnis, um tagsüber im Bett bleiben zu dürfen. Behandlungspläne erfolgten auf Weisung der hauptamtlichen Stasi-Bewacher. Diesen Weisungen war selbst der Chefarzt unterstellt. So konnten nötige Behandlungen an das Verhörschema angepasst werden.
Seit 1994 befindet sich auf dem Gelände der zentralen Untersuchungshaftanstalt der Stasi eine Gedenkstätte, die sich detailliert mit der geschichtlichen Aufarbeitung der Anlage befasst. Die Gebäude und Einrichtungen blieben zum größten Teil im Originalzustand erhalten und werden für Führungen genutzt. In Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen betreten wir jedoch Bereiche, die von dem Führungsbetrieb nur selten oder gar nicht besucht werden.
Die Bilder machen nachdenklich und dokumentieren einen Teil der deutschen Geschichte. Alle Möbel und Einrichtungsgegenstände sind noch original erhalten. Im Zimmer des Chefarztes befinden sich die alten Schrankwände, Mustertapeten und der hochfloriger Teppich, wie man ihn aus DDR-Zeiten kennt. In den Fluren verläuft sogar noch der originale Klingeldraht der alten Überwachungsanlage.
Text entnommen https://www.go2know.de/event/stasi-haftkrankenhaus/#1602228057530-96106bab-049e