Ullrich Altmann

Fotografie

Galerie



Das Hubertusbad in Berlin-Lichtenberg

    Das Stadtbad Lichtenberg, auch Hubertusbad genannt, wurde zwischen 1925 und 1928 gebaut und ist es ein Paradebeispiel expressionistischer Architektur. Das Stadtbad ist aber nicht nur architektonisch bedeutsam, sondern auch ein wichtiges gesell­schaftliches Dokument. Während heute in Hallenbädern Sport und Spaß im Vordergrund stehen, dienten diese Ein­richtungen bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts vor allem der Hygiene der Bevölkerung; viele Wohnungen hatten noch kein eigenes Bad. Das Stadtbad Lichtenberg ist eines der wenigen original erhaltenen Volksbäder Berlins. Unter der Parole „Volksgesund­heit und Ertüchtigung“ nutzten Lichten­berger Familien und auch erste Schwimmsportvereine die beiden Hallen.

    Ursprünglich wurde das Stadtbad nach Geschlechtern getrennt genutzt, was sich auch in der Architektur widerspiegelt. Ge­trennte Treppenhäuser führten zu den jeweiligen Umkleide­räumen und den getrennten Schwimmhallen für Frauen (Ost­flügel) und Männer (Westflügel) sowie zu 48 Brause- und 74 Wannenbädern. Im zweiten Stock befand sich eine römisch-irische Abtei­lung mit Warm- und Heißlufträumen, einem Dampf­bad, einem Massage­raum und einem Sonnenbad. Die medizinische Abteilung war direkt mit dem benachbarten, ebenfalls denkmalgeschützten Oskar-Ziethen-Kranken­haus verbunden und umfasste Räume für Wannen- und Kasten­bäder, für Hydrotherapie und einen Massageraum.

    Als im Zusammenhang mit der Errichtung kompletter Neu­bauviertel in den östlichen Stadtbezirken ab Ende der 1960er Jahre dort auch neue licht­durchflutete Schwimmhallen entstanden, verlor das Hubertusbad seine über den Bezirk hinausgehende Bedeutung. Hinzu kam, dass nun Baumängel immer gravierender wurden. 1988 musste deshalb zunächst die große Halle geschlossen werden. Grund war ein Defekt an der Wasseraufbereitungs- und Heizungsanlage, der sich nicht mehr beheben ließ.

    Nach dem Mauerfall und dem schrittweisen Zusammenwachsen der ge­samten Stadt galten die bisherigen bundesdeutschen Vorschriften für solche Einrichtungen, Geld für Reparaturen stand nun auch nicht mehr bereit. Als 1991 die Hauptwasserzuführung kaputtging, mussten auch die kleine Halle und alle anderen Badeinrichtungen geschlossen werden. Die kleine Halle diente dann zweckentfremdet als Lagerhalle.

    Im Sommer des Jahres 2010 beschloss eine Gruppe engagierter Bürger, einen weiteren Anlauf zur Rettung des Bades zu unternehmen. Die Akteure entwickelten viele Ideen, die von einer kleinteiligen Nutzung, genera­tionenübergreifendem Wohnen, Galerien, Gastronomie bis zu neuen Bademöglichkeiten reichten.

    Der Komplex ist heute Eigentum des Landes Berlin. Im Auftrag der Stadt kümmert sich seitdem das Unternehmen Berliner Immobilienmanagement (BIM) um Möglichkeiten der Nachnutzung. Eine Wiederaufnahme des Bade­be­triebes ist wegen der hohen Investitionskosten und der Unwirtschaft­lich­keit eines laufenden Betriebes jedoch nicht mehr vorgesehen.

    In einem ersten Bauabschnitt, der Anfang des Jahres 2022 abgeschlossen war, wurden aus dem Haus mehrere Tonnen Bauschutt entfernt sowie Elektroanschlüsse und Sanitäranlagen im linken (östlichen) Gebäudeteil wieder hergerichtet. Über das Becken der ehemaligen Frauenschwimmhalle wurde ein Holzboden gezogen, auf dem ab 2022 Ausstellungen, Workshops, Tanzabende und Galadinners veranstaltet werden sollen. Auf diesem Par­kett­boden können bis zu 200 Personen platziert werden. Dies ist zu­nächst eine Zwischennutzung, bis 2026 das gesamte Bad instand gesetzt sein soll. – Im Jahr 2020 eröffnete im Erdgeschoss dieses Bauflügels die Lich­ten­ber­ger Anlaufstelle für Bürgerbeteiligung.

    Im zweiten Bauabschnitt sollen zunächst die Gebäudehülle denkmalgerecht saniert und die gesamte Immobilie brandschutztechnisch ertüchtigt sowie die Haustechnik mit Wasser- und Elektroanlagen erneuert werden. Die Halle mit dem ehemaligen Herrenschwimmbad soll nun ebenfalls für multivalente Nutzungen hergerichtet werden, sie soll bis zu 400 Personen für Ver­an­staltungen Platz bieten. Termine können derzeit nicht genannt werden, weil die notwendigen Haushaltsmittel für die Weiterführung der Bauarbeiten nun erst ab dem Jahr 2027 zur Verfügung stehen werden.

    Es gibt z.Zt. temporäre Veranstaltungen unter dem Oberbegriff Stadtbad reloaded – Lost Place meets Digital Art wie eine Kunstausstellung im Jahr 2024, oder eine Licht-Kunst-Ausstellung mit dem Titel Ambilight in einer der Hallen, von 2024 bis 30. März 2025.

    Quellen: Landesdenkmalamt Berlin, Wikipedia