Ein zweitägiger Workshop Ende November 2019 in Münster mit Jutta Engelage (Veranstalter: Fotoforum) – eine spannende Erfahrung. Ich habe dabei gelernt, dass ich lernen muss. Lernen, den Blick für Motive zu schärfen unter dem Aspekt der Entscheidung: Ist das Motiv eines, das nur farbig wirkt, oder ausschließlich schwarz-weiß, oder spricht es mich sowohl in Farbe wie in schwarz-weiß an? Welche Art von Foto erzeugt die Stimmung, die Aussage, die mir vorschwebt?
Bisher habe ich „nur“ darauf geachtet, ob mich ein Motiv „anspringt“ … oder halt nicht. Zukünftig werde ich auch darauf achten (müssen), schwarz-grau-weiß zu sehen und zu entscheiden. Insofern sind die in Münster erhaltenen Anstöße richtig, wichtig und gut.
Dieser Lernprozess wird für mich aber leichter, weil ich schon immer eine Schwäche für minimalistische, für klar strukturierte Motive hatte und habe. Und gerade das ist bei der Schwarz-Weiß-Fotografie wichtig: Es fehlt das Mittel der Farbe für die Bildgestaltung – folglich muss die Struktur des Fotos die Bildaussage deutlich machen.
An einigen Beispielen wird besonders deutlich, dass es auch reine schwarz-weiß-Motive gibt: Sowohl bei der Ansicht vom Kanalhafen wie auch bei der Puppenkarre verbietet sich die Farbe völlig; sie stört dort geradezu. Wohingegen bei den Fotos vom Wolfgang Borchert Theater deutlich wird, dass die farbige Abbildung eine völlig andere Stimmung erzeugt als das schwarz-weiß-Foto – beides also erst einmal “geht”. Das Spiegelbild des Bürohauses in der Pfütze ist wiederum nicht klar: triste Herbststimmung oder augenzwinkernde Herbststimmung mit witziger, fröhlicher Laubfärbung?
Bei einigen der während dieser beiden Tage entstandenen Fotografien gibt es keinen Zweifel daran, dass Farbe dort nur stört. Bei anderen gibt es diesen „sowohl-als-auch-Effekt“, und ich vermag nicht mit Sicherheit zu entscheiden, welches davon „das“ Foto ist.
